Betrachtet man eine Familie über mehrere Generationen hinaus,
dann kann man sie mit einem Mobile vergleichen (aus: „Ohne Wurzeln keine Flügel“ von B. Ulsamer).
Sobald an irgendeiner Stelle in der Familie -wie bei einem Mobile- ein Ungleichgewicht entsteht, gibt es eine Reaktion an einer anderen Stelle,
damit das Gleichgewicht wiederhergestellt ist. Die Kinder, die Nachkommen, erspüren unbewusst die Energien im Familiensystem und gleichen sie aus,
damit die Familie als Ganzes wieder im Gleichgewicht ist.
Es kann sein, dass Nachkommen in einer Familie ihr Leben lang an Gefühlen und Verhaltensweisen festhalten,
obwohl sie ihnen im Grunde genommen völlig fremd und meistens gar nicht bewusst sind. Dadurch sind sie ‚verstrickt‘, d.h.
sie sind nicht frei für ihr eigenes Leben - und leiden oft darunter.
Bei einer Familienaufstellung stellt man die Familie mit Stellvertretern auf. Stellvertreter haben
in der Aufstellung Zugang zu einem Wissen über die Personen, auf deren Platz sie stehen.
Dies ist möglich durch das sogenannte ‚wissende Feld‘.
Wildfremde Menschen nehmen an dem Platz, auf dem sie stehen, Gefühle wahr oder haben
Bewegungsimpulse und werden somit zu einem Kanal für die Wahrheit des betreffenden Familiensystems.
Sie haben in diesem ‚wissenden Feld‘ Zugang zu einer tieferen Ebene und erspüren die Beziehungen in der fremden Familie.
Die eigene Erfahrung ist der beste Beweis.
Viele Menschen, die die Familienaufstellungsarbeit kennen, haben erfahren, dass die Stellvertretung die eigene Wahrnehmung schult und verfeinert.
Durch das Wahrnehmen der fremden Energie, der Gefühle ‚stellvertretend für eine andere Person‘, kann man mehr Verständnis für seine Mitmenschen und deren Schicksale entwickeln.
Allein die Stellvertretung kann also bereits eine lebensbereichernde Erfahrung sein, eine Art Lebensschule.
Eine zusätzliche, ganz herausragende Erfahrung, die man bei der Aufstellungsarbeit macht, ist das Gefühl der ‚Verbundenheit‘.
Völlig fremde Menschen kommen sich näher, lernen einander zu verstehen - trotz unterschiedlichster Lebenssituation - und erkennen, dass sie nicht allein sind -
nicht allein auf der Welt - nicht allein mit ihrem Schicksal.